In meinem Hallo 2018!-Post habe ich euch ja gesagt, dass ich in diesem Jahr mehr Bücher rezensieren möchte – und damit fange ich jetzt gleich mal an!
Im letzten Jahr angefangen und nun Anfang Januar ausgelesen, ist Neanderthal von Jens Lubbadeh quasi mein erstes Buch des Jahres. Und was für ein Buch!
Worum es geht
Dieser Thriller spielt in Deutschland im Jahre 2053. In diesem Zukunfts-Deutschland ist Gesundheit das höchste Gut. Die Menschen tragen implantierte Fitnesstracker, ernähren sich gesund und niemand raucht oder trinkt mehr – zumindest nicht in der Öffentlichkeit, denn die Krankenkassen überwachsen alles und wer nicht mitzieht, zahlt höhere Beiträge oder wird gleich ganz aus der Krankenversicherung herausgeschmissen.
Dieses Streben nach Gesundheit geht sogar so weit, dass ins menschliche Erbgut eingegriffen wird. Ungeborene Babys werden gescreent und jeder Verdacht auf eine mögliche Krankheit wird sofort im Keim erstickt – Risiko-Gene werden korrigiert und wer genug Korrekturen vornehmen lässt bekommt eine Augenfarbe nach Wahl gratis dazu.
Kommissar Nix fühlt sich in dieser Welt der Perfektion nicht wohl. Er hat keine Lust jeden Tag 15.000 Schritte zu machen und ein Fitness-Implantat trägt er auch nicht – die altmodischen Fitnesstracker kann man viel besser austricksen.
Eines Tages wird er zu einem Leichenfund gerufen, der ihm Rätsel aufgibt. Der Tote sieht seltsam aus – die Ähnlichkeit mit einem Neandertaler ist verblüffend. Aber Neandertaler sind seit Zehntausenden Jahren ausgestorben.
Bei den Ermittlungen wird schnell klar, dass die Leiche nicht der einzige Neandertaler ist, der hier gestorben ist und es kommt der Verdacht auf, dass Neandertaler geklont wurden, um den Menschen noch weiter zu optimieren…
Meine Meinung
Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt, was zwar durchaus interessant ist, es mir aber auch schwieriger gemacht hat, den einzelnen Charakteren zu folgen und eine Beziehung aufzubauen.
Kommissar Nix kommt beispielsweise eigentlich nur am Anfang des Buches vor, danach eigentlich gar nicht mehr und anfangs hat man den Eindruck, er sei eine Hauptfigur.
Die Story ist gut recherchiert und spannend, aber viel mehr noch als die Neandertaler-Geschichte hat mich die Idee der Deutschland-Dystopie gefesselt.
Auch ich trage einen Fitnesstracker und auch heute schon gibt es Krankenkassen, die Boni zahlen, wenn man regelmäßig eine bestimmte Schrittzahl erreicht; die Genforschung entwickelt sich immer weiter und die Gesellschaft wandelt sich langsam aber stetig in ihrer Einstellung zu Dingen wie dem Rauchen und anderen Drogen.
In der Welt von Neanderthal gibt es fast nur noch Perfektion: Die Menschen sehen toll aus, sind gesund und haben keinerlei Makel – und alle, die irgendwie anders sind, werden schief angeguckt. Behinderte gibt es kaum noch – die wenigen, die es gibt fallen “Ehrenmorden” zum Opfer oder bringen sich gleich selbst um.
Man fängt zwangsläufig an, sich vorzustellen, wie es wäre, in einer solchen Welt zu leben. Wie würde man selbst handeln? Würde ich mein ungeborenes Kind schon im Mutterleib optimieren lassen, weil es sonst in all der Perfektion später überhaupt keine Chance hätte?
Neanderthal ist auf jeden Fall sehr lesenswert und regt zum Nachdenken an.
Neanderthal von Jens Lubbadeh
528 Seiten
ISBN: 978-3-453-31825-0
14,99€
Übrigens gibt es auch eine Prequel zu diesem Buch, die ich selbst noch nicht gelesen habe, die aber sehr interessant klingt: Das Neanderthal-Projekt kann man kostenlos als ebook herunterladen.
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