Kinder sind was wunderbares – man muss es sich nur immer wieder sagen. So hat es Johann König in seinem Buch* ausgedrückt. Und an manchen Tagen ist da etwas Wahres dran.
Wir sind gerade mitten in der Trotzphase, auch wenn ich dieses Wort nicht mag. Autonomiephase ist korrekter, passt aber meiner Meinung nach auch nur bedingt.
Ich nenne besagte Phase, die sich – wie man mir sagte – meist zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr abspielt, gerne die “Ich-will-alles-und-zwar-sofort“-Phase. Das trifft es bei uns zumindest ziemlich gut.
Erziehungsratgeber erklären ja immer, wie wichtig diese Phase für Kinder ist – und das glaube ich auch, absolut. Nur leider ist sie für uns Eltern unglaublich anstrengend und, nennen wir das Kind mal beim Namen: nervtötend.
Ich finde es ja toll, dass meine Tochter selbstständiger wird und immer mehr alleine machen will und auch kann. Es stört mich auch (meistens) gar nicht so sehr, dass dadurch vieles länger dauert. Soll sie sich halt die Schuhe alleine anziehen! Dann plane ich eben 10 Minuten mehr ein und trinke noch einen Kaffee.
Das Problem ist nur, dass es so einfach nicht ist.
Nehmen wir ruhig das Bespiel mit den Schuhen. Da steht sie nun also, meine Tochter, und will/soll sich ihre Schuhe anziehen, weil wir los müssen.
Zunächst mal muss sie überredet werden, überhaupt in Erwägung zu ziehen, die Schuhe anzuziehen. Ich bitte sie also 12-15 mal in den Flur zu kommen. Sie ignoriert mich.
Irgendwann gehe ich dann also in den Flur und hole die Schuhe.
Da schallt es mir sofort entgegen: “NEEEEEIIIINNNNN! Ich will die Schuhe selber holen!”
Gut. Ich stelle die Schuhe wieder hin und die Prinzessin geht sie holen.
Ich frage, ob ich beim Anziehen helfen soll. Die Antwort könnt ihr euch denken.
Das Kind versucht sich nun minutenlang die Schuhe alleine anzuziehen, bekommt es aber nicht so recht hin. Ich weise sie dezent darauf hin, dass sie die Klettverschlüsse eventuell erstmal aufmachen sollte, was sie selbstverständlich völlig ignoriert.
Eine Viertelstunde später hat sie einen Schuh an (am falschen Fuß) und kämpft immer noch mit dem anderen. Langsam wird sie sauer. Ich frage erneut, ob ich vielleicht ein bisschen mithelfen soll. “NEEEEIIIIN!”
Und dann, eine halbe Minute später: “Mama, hilf mir doch mal!” Gnarf.
Und an manchen Tagen geht es einfach so weiter. Letzte Woche war ich mit den Kindern unterwegs. Wir wollten spazieren gehen, auf den Spielplatz und ein Eis essen. Haben wir auch alles gemacht und eigentlich hatte die Prinzessin jede Menge Spaß – und dennoch wurde dauernd gemeckert. Erst wollte sie weder laufen noch auf dem Buggyboard mitfahren.
Dann waren wir auf dem Spielplatz und sie wollte unbedingt jetzt sofort ein Eis haben. Also bekam sie ein Eis. Allerdings habe ich mich erdreistet, in der Zeit einen Kaffee zu trinken – und war damit noch nicht fertig, als sie ihr Eis schon aufgegessen hatte. Jetzt wollte sie aber sofort zurück zum Spielplatz!
Es folgte ein grandioser Trotzanfall.
Auf dem Weg nach Hause musste ich noch schnell in die Drogerie, weil ich Windeln brauchte. Die Prinzessin durfte sogar einen kleinen Einkaufswagen schieben und sich einen Badezusatz aussuchen! Während ich also nach Windeln suchte und gleichzeitig versuchte, die Prinzessin davon abzuhalten wahlweise Leuten mit ihrem Wagen in die Hacken zu fahren oder 17 Handcremes in Selbigen zu verfrachten, wurde ich von ihr die ganze Zeit angemotzt: “Nein, Mama! Ich will alleine schieben!”
An der Kasse dann der Super-GAU: Während ich noch versuchte, sie geschickt an dem riesigen Süßigkeitenregal kurz vor der Kasse vorbeizulenken, entdeckte sie die Überraschungseier.
Weil sie nun aber schon ein Eis gegessen hatte (plus den Keks, den ich zu meinem Kaffee bekommen hatte) und sich grünes Badefärbezeugs ausgesucht hatte, sagte ich nein zum Überraschungsei. Und während ich gerade zur Erklärung ansetzen wollte, folge auch schon der nächste Wutausbruch des Töchterchens, der jeden Erklärungsversuch meinerseits übertönte.
Und ist es nicht immer wieder schön, wie die umstehenden Menschen einen dann angucken? So eine Mischung aus Mitgefühl, Fremdschämen und Genervt-Sein? Am besten sind in solchen Momenten ja immer die gut gemeinten Ratschläge (vorzugsweise aus Richtung der älteren Generationen). Von denen wurden wir an diesem Tag aber glücklicherweise verschont.
An solchen Tagen bin ich dann immer wirklich froh, wenn die Kinder im Bett sind. Denn dann sind sie wieder kleine Engel, denen man solche Wutausbrüche gar nicht zutrauen würde!
Dazu passt auch schön ein älterer Beitrag, der aber immer noch absolut so stimmt (diese Phase ist lang, liebe Leute!): Wutkinder – unsere Top 10 Gründe zum Ausrasten.
Was sind eure besten Geschichten aus der “Ich-will-alles-und-zwar-sofort”-Phase? Und viel wichtiger: Habt ihr Tipps, wie man Kleinkind-Wutausbrüche am effektivsten stoppen kann ohne seine elterliche Autorität vollends aufzugeben?
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Sabine meint
Gott sei Dank bin ich nicht die Einzige, die von dieser “Phase” betroffen ist 😉 Alles, was du schreibst, kenne ich zu gut. Bei uns kommt noch eine Art Launigkeit hinzu. Innerhalb von Sekunden kippt die Stimmung und dann ist der Sohn nicht mehr glücklich zu stimmen. Beleidigte Leberwurst nennt man das wohl. Meine kleine Hormonbombe. Die Gefühle fahren Achterbahn. Der kleine Einkaufswagen ist bei uns auch hoch im Kurs. Nur Lenken ist schwierig. Wenn ich versuche, zu helfen, damit kein Mitmensch überfahren wird, kommt auch sofort “alleine fahren”. Da ich von Natur aus ungeduldig bin, fällt mir das Aushalten schwer. Meist dann, wenn er den ganzen Tag schlecht gelaunt ist. Sonst ist es zwar anstrengend, aber ich kann darüber hinwegsehen. Aber die Ausraster, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht, zerren an meinen Nerven. Wenn es in der Öffentlichkeit wirklich schlimm wird, klemme ich ihn mir unter den Arm und verlasse die Situation. Wie eine Handtasche schnappe ich ihn mir und wir gehen. Dann erkläre ich dem Tobenden, was jetzt gerade nicht gut war und meist erholt er sich dann. Bleiben wir an Ort und Stelle, klappt es gar nicht. Das Publikum scheint ihn zu beflügeln 😉 Ansonsten tief durchatmen. Liebe Grüße, Sabine