In meinem Beitrag über die perfekte Morgenroutine habe ich die Morning Pages ja schon kurz erwähnt und euch erzählt, dass sie ganz schnell zu meiner liebsten Aktivität am Morgen geworden sind.
Jetzt möchte ich euch ein bisschen mehr darüber erzählen, denn vielleicht ist das ja auch etwas für euch!
Was sind Morning Pages?
Die Morning Pages (oder zu Deutsch: Morgenseiten) haben ihren Ursprung in dem Buch The Artist’s Way von Julia Cameron.
Es geht dabei darum, den Kopf frei zu bekommen indem man morgens als erstes alles aufschreibt, was einem in den Sinn kommt – und zwar ganz analog, mit Stift und Papier.
Julia empfiehlt, jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen 3 A4-Seiten voll zu schreiben, egal mit was, hauptsache der Stift bleibt auf dem Papier und schreibt weiter. Selbst wenn der Kopf gerade leer ist. Dann kann man zum Beispiel einfach schreiben “Mein Kopf ist leer, ich weiß nicht was ich schreiben soll.”
Es geht nicht darum, schön zu schreiben oder literarische Highlights zu Papier zu bringen. Man sollte nicht lange über Formulierungen oder denn Sinn des Geschriebenen nachdenken.
Diese Seiten sind nicht dafür bestimmt veröffentlicht oder irgendwem gezeigt zu werden – sie sind nur für dich, nur für diesen Moment und du musst sie nicht nochmal durchlesen (kannst du aber natürlich jederzeit).
Meine Morgenseiten
Ich sehe die Morning Pages als eine tolle Möglichkeit, Ordnung in mein Gedankenchaos zu bringen.
Indem ich morgens alles, was mich in irgendeiner Form beschäftigt aufschreibe, kann ich diese Gedanken und Sorgen in gewisser Weise loslassen und muss mich nicht den ganzen Tag mit ihnen beschäftigen.
Das Schreiben hilft mir dabei, meine Gedanken zu ordnen, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden und Zusammenhänge herzustellen.
Ich schreibe nicht streng nach den Vorgaben von Julia. Wenn ich mal nicht weiter weiß, höre ich kurz auf zu schreiben. Und wenn ich mal nicht die drei Seiten voll kriege, ist es auch nicht schlimm.
Obwohl ich merke, dass diese „Schreibblockaden“ weniger werden. Je mehr Tage vergehen, an denen ich morgens schreibe, desto weniger Pausen entstehen beim Schreiben. Und immer öfter komme ich am Ende der dritten Seite an und hätte noch mehr zu schreiben.
Und das beste: Es ist etwas, auf das ich mich jeden Tag freue.
Ich kann gar nicht so genau sagen warum.
Ich habe schon oft versucht, regelmäßig Tagebuch zu schreiben, aber es ist mir nie gelungen, das mehr als ein paar Tage am Stück durchzuziehen. Es war immer schon nach kurzer Zeit eher lästig und sicher nichts, auf das ich mich gefreut hätte.
Mit den Morgenseiten ist es ganz anders.
Die vielen angefangenen und dann vernachlässigten Notizbücher in meinem Regal sind stumme Zeugen meiner früheren, vergeblichen Versuche ein Tagebuch zu führen.
Mit den Morning Pages hatte ich schon nach etwa 3 Wochen das erste Notizbuch voll und schreibe nun regelmäßig seit mehreren Monaten.
Am liebsten schreibe ich übrigens in den Notizbüchern von Leuchtturm1917. Die gibt es in vielen verschiedenen Farben, sie haben ein Bändchen als Seitenmarkierung und man kann sogar eine Stiftschlaufe dazu kaufen.
Weil ich sehr viel schreibe und mir die Leuchtturm-Notizbücher auf Dauer zu teuer sind, benutze ich alternativ auch gerne diese Composition Books.
Was die Morning Pages mir bringen
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, was das ganze überhaupt soll.
Immerhin sind diese Seiten meistens nicht hübsch, sondern eher ein schnelles Gekritzel; die aufgeschriebenen Gedankengänge sind oft zusammenhanglos und teilweise etwas konfus.
Aber genau das ist der Punkt: Es geht nicht darum, ein hübsches Büchlein zu kreieren, das man sich immer wieder anschauen möchte.
Theoretisch kann man die Morgenseiten auch auf lose Blätter schreiben und hinterher wegschmeißen.
Es geht einzig und allein um den Moment des Schreibens.
Du bringst deinen gesamten Kopfinhalt aufs Papier – irgendwo habe ich dazu mal die sehr passende Bezeichnung „mental vomiting“ (zu Deutsch: mentales kotzen) gelesen.
Und genau das ist es: indem du alles aufschreibst, was dir durch den Kopf geht, schaffst du dort Platz.
All die Dinge, die du noch erledigen musst, die zwischendurch in dein Bewusstsein schießen; die kreisenden Gedanken um irgendwelche Dinge, die du gesagt oder (nicht) getan hast; Erlebnisse, die dich beschäftigen; Wünsche, die du hast.
Indem du es aufschreibst, bekommst du es aus dem Kopf.
Zumindest geht es mir so.
Ich habe das Gefühl, dass meine Gedanken nach dem Schreiben geordneter sind und in meinem Kopf weniger Chaos herrscht.
Außerdem habe ich durch das Schreiben jeden Morgen die Gelegenheit, mir Gedanken zum vorangegangenen und folgenden Tag zu machen. Das hilft mir auch dabei, meinen Tag zu planen und an alles wichtige zu denken.
Das morgendliche Schreiben hat also zwei Vorteile: zum einen ist es eine Form der Meditation, die mir dabei hilft, störende Gedanken loszulassen; zum anderen hilft es, mir die Dinge, die wichtig sind, bewusst zu machen.
Ich fühle mich dadurch organisierter und aufmerksamer und vergesse seltener wichtige Sachen.
Und auch wenn ich weiter oben geschrieben habe, dass man das Geschriebene nicht nochmal lesen muss: Ich persönlich liebe es, nach einiger Zeit nochmal durch meine alten Notizbücher oder Zettelsammlungen zu stöbern und zu sehen, was sich seitdem verändert hat. Oft erkennt man so erst die Fortschritte, die man in verschiedenen Bereichen gemacht hat.
Was haltet ihr von Morgenseiten? Schreibt ihr (regelmäßig) eine Art Tagebuch oder etwas vergleichbares?
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Blackmoon meint
Ich füttere jeden Morgen meine Art Bullet Journal mit dem Vortag. Mal gibt´s Zeichnungen bei,mal nur Text. Das ist inzwischen ein kleines Morgenritual geworden.
Es hat mir sehr sehr gut getan und geholfen,wo es mir letztes Jahr gesundheitlich nicht gut ging. Und tut mir heute auch noch gut,zu reflektieren,Gedanken auseinander zu klamüsern oder auch einfach mal mich richtig aus zu motzen,wenn ich mich geärgert hab 😉
Ja ich geh auch gern mal alte Bücher von mir durch,die noch im “klassischen” Tagebuchformat waren. Das tut manchmal gut,manchmal wühlt es auf,über manches muss ich herzhaft lachen. Hab natürlich alle alten Tagebücher aufgehoben. Die inzwischen 20 Jahre auf dem Buckel haben.
Das Bullet Journal hab ich “erst” im August letztes Jahr angefangen. Zunächst hatte ich ein Notzibuch von “Nuuna” Da es am meißten Platz bot seitenmäßig und auch die Qualität überzeugte. Da ich damit aber dennoch bei täglichen Einträgen nicht hinkam,hab ich mir nun was selbst gebastelt. A5 Planer zweckentfremdet,Papier selbst gedruckt etc.pp Ich hoffe der Platz reicht für 1 Jahr 🙂
Über Leuchturm bin ich auch gestolpert. Allerdings hatten die Bücher mir zu wenige Seiten. Und auch von der Optik her fand ich persönlich sie nicht so ansprechend. Als normales Notizbuch hätten sie mir wohl gereicht,aber für ein art Tagebuch brauch ich mehr Seiten 😉
Liebe Grüße
magicwoman meint
Ach ich liebe deinen Blog und bin immer wieder von deinen Themen begeistert.
Ich schreibe ja schon lange Tagebuch, aber das was du jetzt da machst ist sehr interessant und werde ich auch aufgreifen.
Liebe Grüße
Andrea
Kumiko Masuda meint
Das klingt schoen. Ich moechte es probieren. Obwohl bin ich nicht sicher, ob ich wie lange durchhalten kann.
Danke.
Sarah meint
Spannend, vielleicht versuche ich das auch mal
Booksnights meint
Als du von deinen vielen angefangenen Tagebüchern geschrieben hast, kam mir direkt mein Schrank vor Augen – da sieht es nämlich nicht recht viel anders aus 😉 Wenn man dann bei mir einen Blick ins Buch wirft, steht da mit großer Wahrscheinlichkeit eine Aufzählung, was die letzten Monate, in denen ich keine Lust zum Schreiben hatte, passiert ist.
Mir geht es also ähnlich wie dir und vielleicht sollte ich diese Morning Pages wirklich mal ausprbieren. Es klingt auf jeden Fall sehr effektiv und motiviert direkt!
Viele liebe Grüße