Vorlesen ist wichtig – das ist mittlerweile hinreichend bekannt.
Es fördert nicht nur die Sprachentwicklung und den Wortschatz des Kindes, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Eltern und Kind und ist einfach eine tolle Art, um Zeit mit seinen Kindern zu verbringen!
Aber wie geht richtiges Vorlesen eigentlich?
Falls eure Kinder nicht gerne vorgelesen bekommen oder oft uninteressiert wirken, lest jetzt auf jeden Fall weiter, denn mit diesen 10 Tipps fürs Vorlesen hängen eure Kinder demnächst garantiert an euren Lippen!
Auch wenn ihr bisher geglaubt habt, dass ihr keine besonders guten Vorleser seid – es ist gar nicht schwer aus dem Vorlesen ein Erlebnis zu machen, an dem alle Beteiligten Spaß haben.
10 Tipps für besseres Vorlesen
1. Der richtige Ort zum Vorlesen
Vorlesen funktioniert am besten an einem möglichst ruhigen, gemütlichen Ort, an dem das Kind nicht von anderen Dingen abgelenkt wird.
Ob das nun im Bett, auf dem Sofa oder in einer selbst gebauten Höhle ist, ist letztendlich egal – Hauptsache ihr habt es bequem und es ist drumherum nicht zu laut und nicht zu viel los.
Richtig schön finde ich es, wenn man eine spezielle Leseecke einrichtet mit bequemen Kissen und Decken und ein bisschen Deko. Dazu dann noch ein kleines Bücherregal oder eine Bücherkiste und fertig ist die Rückzugsecke zum Vorlesen und Entspannen!
2. Die richtige Zeit zum Vorlesen
Ein übermüdetes Kind ist genau so ein schlechter Zuhörer wie ein überdrehtes Kind – die Wahl des richtigen Zeitpunktes hat also auch einen großen Einfluss auf das Leseerlebnis.
Wenn das Kind gerade viel lieber im Garten toben möchte, wird es das Vorleseangebot vermutlich wenig begeistern.
Ich habe das Glück, dass meine Kinder so gut wie immer vorgelesen bekommen möchten – egal ob morgens gleich nach dem Aufstehen, zwischendurch tagsüber oder abends im Bett.
Andere Kinder haben aber vielleicht Zeiten und Phasen des Tages, an denen sie aufmerksamer dafür sind als zu anderen Zeiten.
Probiert es einfach aus und schaut, wann es bei euch am besten klappt.
3. Die Buchauswahl
Auch wenn es mitunter schwerfällt: Das Kind sollte entscheiden, was vorgelesen wird.
Ja, auch wenn es seit 3 Wochen immer wieder das selbe Buch ist!
Weil es aber zumindest von Erwachsenenseite arg nervig ist, immer nur das gleiche vorzulesen, lösen wir das mittlerweile mit einem Kompromiss: Zuerst lese ich das gewünschte Buch zum drölfzigsten Mal vor, dann suchen wir gemeinsam noch ein anderes Buch aus und lesen das.
4. Langsam und deutlich sprechen
Kommen wir zum eigentlichen Vorlesen!
Damit das Kind der Geschichte folgen kann, ist es wichtig grundsätzlich langsam und deutlich zu sprechen. So gibt man dem Kind auch Zeit, die Bilder im Kopf entstehen zu lassen, die die Geschichte mit sich bringt.
Denn das ist ja ein weiterer großer Vorteil des Lesens gegenüber beispielsweise dem Fernsehen: Es regt die Fantasie an und fördert die Vorstellungskraft des Kindes.
Vielleicht kennt ihr das selber: Wenn jemand euch etwas vorliest und zu schnell oder undeutlich spricht, ist es sehr schwer dem Inhalt zu folgen.
Ich neige dazu, sehr schnell zu lesen und muss mich immer ganz bewusst zügeln, wenn ich den Kindern vorlese.
Achtet mal bei euch selbst darauf!
5. Betonung und Pausen
Auch die spannendste Geschichte wirkt einschläfernd, wenn man sie monoton vorliest.
Achtet beim Vorlesen auf eine anständige Betonung: Die Stimme geht runter, wenn ein Punkt kommt; rauf, bei einer Frage.
Lest im besten Fall so vor, wie ihr jemandem eine spannende Geschichte, die ihr erlebt habt, erzählen würdet!
Nach jedem Satz könnt ihr einmal kurz durchatmen. So lest ihr auch automatisch langsamer (siehe Punkt 4).
6. Den Charakteren Leben einhauchen
Dieser Punkt unterscheidet in meinen Augen den Laien vom Profi. Natürlich muss man den Charakteren, die im Buch vorkommen keine eigenen Stimmen geben, aber wenn man es macht, wird das Vorlesen auf ein neues Level gehoben.
Außerdem macht es Spaß!
Ich liebe es, meine Kinder zum Lachen zu bringen, indem ich verrückte Stimmen und Akzente ausprobiere!
Hier darf dann auch mal genuschelt oder schneller gesprochen werden.
Manchmal gibt das Buch schon vor, wie jemand spricht: „…“, sagte er schrill /lispelte sie / quietschte er / rief sie mit rauher Stimme.
Wenn nicht: Werdet selbst kreativ! Macht eure Stimme je nach Charakter, der spricht höher, tiefer, sprecht langsamer oder schneller…
Das macht die Geschichte lebendiger!
Witzig ist es auch, einfach mal eine total unpassende Stimme zu benutzen. Zum Beispiel ein ganz tiefes Brummen für eine kleine Maus oder ein helles Piepsen für einen Löwen. Das sorgt garantiert für Lacher von Seiten der Kinder!
7. Das Kind involvieren
Vorlesen muss keine passive Erfahrung für das Kind sein! Viel mehr Spaß macht es, wenn das Kind aktiv dazu beiträgt, die Vorlesestunde zum Erlebnis zu machen.
Irgendwer seufzt in der Geschichte? Oder macht irgendein anderes Geräusch? Lasst das Kind das Geräusch machen!
Die meisten Kinder finden das super lustig.
8. Unterbrechungen akzeptieren
Dieser Punkt war für mich der schwerste. Wenn man Kindern vorliest, muss man sich von der Vorstellung verabschieden, einfach eine Geschichte von vorne bis hinten zu erzählen.
Oftmals schafft man es kaum, einen ganzen Satz vorzulesen, ohne fünfmal unterbrochen zu werden.
Die Kinder haben eine Frage, ihnen fällt irgendwas ein, was entfernt mit dem Vorgelesenen zu tun hat… früher hat mich das immer unheimlich genervt, weil ich es im Kopf hatte, die Geschichte zu Ende zu lesen und mir das so oft zu lange gedauert hat.
Jetzt lege ich meistens eine Zeitspanne fest, in der ich vorlese (z.B. eine halbe Stunde) und wir schaffen, was wir schaffen. Ob das nun ein Kapitel oder eine halbe Seite ist.
Die Kinder dürfen fragen und erzählen und ich muss eben damit leben, dass ich dauernd unterbrochen werde!
Außerdem entstehen so auch oft interessante Gespräche mit den Kindern, wenn man sich darauf einlässt.
9. Der richtige Zeitpunkt aufzuhören
Bei Bilderbüchern ist es noch einfach: Die sind meist so kurz, dass man locker das ganze Buch in einer Vorlese-Session schafft.
Bei längeren Geschichten und richtigen Büchern wird es da schon schwieriger.
Grundsätzlich bietet es sich ja an, am Ende eines Kapitels aufzuhören.
Allerdings gibt es dort oft einen Cliffhanger, was abends vor dem Schlafengehen vielleicht nicht ganz so förderlich ist.
Da kann es je nach Kind Sinn machen, mitten im Kapitel aufzuhören, wenn es gerade nicht so spannend ist.
Wenn das Kind gerade selber lesen lernt, können solche Cliffhanger allerdings auch helfen, das Kind zum Lesenlernen zu motivieren 🙂
10. Über das Gelesene sprechen
Die Geschichte ist nicht nach dem letzten Satz zu Ende!
Um das Vorlesen zu einer wirklich tollen Erfahrung für das Kind zu machen, sollte man sich am Ende noch ein paar Minuten Zeit nehmen, um gemeinsam über das Gelesene zu sprechen.
Was hat dem Kind an der Geschichte besonders gut gefallen? Was war doof? Gibt es vielleicht Fragen?
Das waren meine 10 Tipps für besseres Vorlesen. Ich hoffe, ihr könnt daraus für euch etwas mitnehmen und habt von nun an noch ein wenig mehr Spaß an der Vorlesezeit 🙂
Wie ist das bei euch? Lest ihr gerne vor? Hören eure Kinder gerne zu?
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