Charlotte Link ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind allesamt internationale Bestseller und auch ich habe schon einige von ihnen mit Begeisterung verschlungen.
Sechs Jahre ist Charlotte Links erstes nicht belletristisches Buch und zugleich ihr wohl persönlichstes: Es beschreibt die letzten Jahre, die sie mit ihrer schwer kranken Schwester verbracht hat.
Selten hat mich ein Buch so sehr bewegt und gefesselt wie dieses.
Sechs Jahre – Der Abschied von meiner Schwester von Charlotte Link
Klappentext:
Auf eindringliche Weise berichtet Bestsellerautorin Charlotte Link von der Krankheit und dem Sterben ihrer Schwester Franziska. Es ist nicht nur das persönlichste Werk der Schriftstellerin, voller Einblicke in ihr eigenes Leben, sondern auch die berührende Schilderung der jahrelang ständig präsenten Angst, einen über alles geliebten Menschen verlieren zu müssen. Charlotte Link beschreibt den Klinikalltag in Deutschland, dem sich Krebspatienten und mit ihnen ihre Angehörigen ausgesetzt sehen, das Zusammentreffen mit großartigen, engagierten Ärzten, aber auch mit solchen, deren Verhalten schaudern lässt und Angst macht. Und sie plädiert dafür, die Hoffnung nie aufzugeben – denn nur sie verleiht die Kraft zu kämpfen.
Das Buch beginnt am Ende der Geschichte: Im Krankenhaus, wenige Tage vor Franziskas Tod. Die Autorin beschreibt eine kranke, ausgemergelte Person, die bei einer Größe von 1,73 m gerade noch 39 kilo wiegt. Sie vergleicht den Körper ihrer Schwester mit dem der Frauen auf den Bildern, die nach der Befreiung von Auschwitz gemacht wurden.
Franziska ist gerade mal 46 Jahre alt.
Mit 23 erkrankt Franziska an Lymphdrüsenkrebs. Sie macht eine Chemotherapie, bekommt Bestrahlung und wird geheilt. 17 Jahre später wird bei einer Routineuntersuchung ein Folgekarzinom entdeckt – diesmal schon fortgeschritten, mit Metastasen in der Lunge. Die Ärzte geben ihr ein Jahr.
Letztendlich kämpft sie 6 Jahre lang in einem stetigen Wechsel zwischen Hoffnung und immer neuen Hiobsbotschaften.
Neben der Geschichte von Franziskas Kampf gegen den Krebs, beschreibt Charlotte Link sehr eindrücklich den Klinikalltag in Deutschland und die teils katastrophalen Zustände in einigen Krankenhäusern. Sie beschreibt Ärzte, die sich sehr viel Mühe geben, aber auch solche, die ihre Berufung meilenweit verfehlt haben und mit todkranken Menschen ohne jegliche Empathie umgehen.
Auch die Hilflosigkeit und Unsicherheit der Angehörigen wird angesprochen – wie verhält man sich jemandem gegenüber, der so schwer krank ist? Was erzählt man, wenn die eigenen Probleme auf einmal so trivial und unwichtig erscheinen?
Ein großes Thema ist auch die Beziehung zwischen den beiden Schwestern. Gleich zu Beginn des Buches schreibt Charlotte Link: “Sie war und ist das größte Geschenk, das mir meine Eltern je machten.”
Mit nur 16 Monaten Altersunterschied waren die Schwestern fast von Beginn an beste Freundinnen und teilten alles miteinander.
Charlotte Link beschreibt ihre Schwester Franziska als das wichtigste Fundament ihres Lebens und sagt, dass sie sich sicher war, dass sie immer da wäre.
“Du hast es so gut, dass du leben darfst.” – “Aber weißt du, was es aus meinem Leben macht, wenn du stirbst?“
Meine Meinung:
Sechs Jahre ist mit Sicherheit keine leichte Kost und es ist auch kein Buch, das man einfach so weglegt und vergisst, nachdem man es gelesen hat. Weglegen kann man es auch beim Lesen kaum – obwohl man weiß, wie es endet, kann man nicht anders als mit Franziska und ihrer Familie zu hoffen und zu bangen.
Charlotte Links fesselnder Schreibstil, den ich schon in ihren anderen Büchern immer wieder bewundere, kommt auch hier zur Geltung. Trotz aller Tragik ist es spannend und man fiebert bis zum Ende mit.
Für mich, als jemand, der ebenfalls vom Thema Krebs betroffen ist, war die Geschichte von Franziska schwierig zu lesen. Allerdings konnte ich vieles sehr gut nachvollziehen – beispielweise den Verlust der Unbeschwertheit nach so einer Diagnose, selbst wenn man den Krebs zunächst besiegt: Bei jeder noch so kleinen körperlichen Veränderung wird man gleich hellhörig und sorgt sich, wo man solche Dinge vorher vermutlich gar nicht erst bemerkt hätte.
Genau wie ich hatte Franziska zum Zeitpunkt ihrer Diagnose eine 2-jährige Tochter. Ihre Verzweiflung darüber, ihre kleine Tochter vielleicht nicht aufwachsen sehen zu können kann ich nachempfinden.
Aber auch für Menschen, die mit der Thematik bisher nichts am Hut hatten, kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Es sensibilisiert für ein Thema, das oft totgeschwiegen wird und macht die Missstände, die in deutschen Krankenhäusern oftmals vorherrschen deutlich.
Während der Zeit ihrer Krankheit hat Franziska immer wieder zu ihrer Schwester gesagt, dass sie – wenn alles vorbei ist – ein Buch darüber schreiben soll. Das hat sie getan und es ist ein wirklich grandioses Buch geworden, das nicht nur das Sterben ihrer Schwester beschreibt, sondern auch ein Denkmal an ihr Leben setzt.
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Danke an Random House für das Rezensionsexemplar!
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