Allein in Deutschland landen jedes Jahr etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Mehr als 60% dieses Lebensmittelmülls wird von privaten Haushalten verursacht – jeder Deutsche wirft im Schnitt mindestens 55 kg Lebenmittel pro Jahr weg. Wahnsinn, oder?
Zeitgleich gibt es immer noch Menschen auf der Welt, die nicht genug zu essen haben und hungern müssen.
Der größte Teil dieses Mülls ist vermeidbar. Ich möchte euch heute ein paar Tipps geben, wie ihr es schafft, weniger Lebensmittel wegzuschmeißen!
10 Tipps für weniger Lebensmittelmüll
1. Essensplanung
Bevor man überhaupt einkaufen geht, sollte man sich überlegen, was man in den nächsten Tagen essen möchte. Und zwar nicht nur die Gerichte, die man mittags oder abends kochen will, sondern auch was es zum Frühstück oder zwischendurch geben soll.
Am besten man schreibt einmal alles auf, was man so isst (bzw. was der gesamte Haushalt isst), vom Frühstück bis zum Late-Night-Snack, damit man einen Überblick darüber hat, was und wieviel man für einen bestimmten Zeitraum benötigt.
Wenn man dann den Wocheneinkauf macht, weiß man, wieviel Müsli, Obst, Gemüse, etc. gebraucht wird und kauft nicht viel zu viel, was dann am Ende im Müll landet.
2. Sinnvolle Wochenplanung
Wenn man überlegt hat, welche Gerichte man im Laufe der Woche kochen möchte, sollte man im nächsten Schritt überlegen, in welcher Reihenfolge man sie zubereitet.
Sinnvoll ist es hier, die Rezepte, die frische Zutaten benötigen bzw. solche, die sich nicht lange halten als erstes zu kochen. Später in der Woche kann man dann die Gerichte kochen, die mit Zutaten aus dem Vorrat oder aus der Tiefkühltruhe auskommen.
Zumindest sollte man das so machen, wenn man nur einmal für die ganze Woche einkaufen geht, so wie ich meistens. Wenn man sowieso öfter geht, sollte man lediglich darauf achten, die frischen Zutaten immer zeitnah zur Verarbeitung einzukaufen, damit sie nicht verderben.
3. Listen machen
Als nächstes macht man am besten eine Einkaufsliste. Denn wer kennt das nicht: Man kommt vom Supermarkt heim mit vollen Einkaufstaschen und stellt fest, dass man die Hälfte von dem, was man eigentlich kaufen wollte vergessen hat. Dafür hat man 10 Sachen gekauft, die man eigentlich gar nicht wirklich braucht.
Mit Einkaufsliste einzukaufen hat viele Vorteile. Man kauft nur die Sachen, die man auch wirklich braucht, vergisst nichts und spart auch noch Geld – zumindest wenn man sich tatsächlich an die Liste hält.
Einen kostenlosen Wochenplan und eine Einkaufsliste zum Ausdrucken findet ihr hier.
Sinnvoll ist es außerdem, eine Liste der Vorräte zu machen, vor allem solcher, die etwas versteckter sind (z.B. Dinge, die im Keller gelagert werden oder alles, was in der Tiefkühltruhe vor sich hinschlummert).
So sieht man immer auf einen Blick, was man noch hat und vergisst nichts hinten im Schrank.
4. Richtig Einkaufen
Versucht Impulskäufe zu vermeiden, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass diese am Ende im Müll landen, weil ihr nicht dazu kommt, sie zu essen. Der Brokkoli kann noch so günstig sein oder lecker aussehen – wenn eure Essensplanung für die Woche bereits steht und kein Brokkoli darin vorkommt, werdet ihr ihn vermutlich nicht essen.
Genau ist es mit den meisten guten Angeboten. Natürlich ist es verlockend, gleich 3 Packungen von irgendetwas zu kaufen, wenn die einzelne Packung dann günstiger ist. Das lohnt sich allerdings nur, wenn diese 3 Packungen dann auch gegessen werden – wenn man am Ende zwei davon wegschmeißen muss, hat man nichts gespart, sondern Geld in den Müll geworfen.
Also: lasst euch nicht von Angeboten verleiten, mehr zu kaufen als ihr braucht.
5. Richtige Lagerung der Lebensmittel
Man kann die Haltbarkeit vieler Lebensmittel verlängern, indem man sie richtig lagert.
Informiert euch darüber, welche Obst- und Gemüsesorten in den Kühlschrank gehören und welche bei Raumtemperatur besser aufgehoben sind und was man am besten einzeln lagern sollte. Äpfel sorgen beispielsweise dafür, dass anderes Obst und Gemüse schneller reift, wenn sie damit in einem Behältnis liegen – diese sollte man dementsprechend separat lagern.
Infos zur richtigen Lagerung findet man zum Beispiel beim Bundeszentrum für Ernährung, hier bei EatSmarter, hier und bei Utopia.
Ich fülle mittlerweile trockene Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Mehl nach dem Einkauf in luftdichte Gläser um, weil sie dort länger frisch bleiben und vor Lebensmittelmotten geschützt sind.
6. Nicht alles auf einmal öffnen
So verlockend es auch ist: Wenn man verschiedene Brotausfstriche und -beläge, Joghurts und ähnliches gekauft hat sollte man nicht alles auf einmal öffnen und probieren.
Geöffnet sind die meisten verpackten Lebensmittel nicht sehr lange haltbar, also sollte man darauf achten, immer nur so viel zu öffnen, wie man auch tatsächlich in den nächsten Tagen aufessen kann und will.
Hilfreich finde ich es auch beim Öffnen das Datum auf die Verpackung zu schreiben, damit man später schnell sieht, was zügig verbraucht werden sollte und damit alle Personen im Haushalt sehen können, wie lange etwas schon offen ist.
7. Das Mindesthaltbarkeitsdatum als Richtwert sehen
Anders als das Verbrauchsdatum (z.B. auf Hackfleischverpackungen) ist das Mindesthaltbarkeitsdatum eher ein Richtwert. Es bedeutet lediglich, dass die Lebensmittel bis zu diesem Datum auf jeden Fall noch genießbar sind und nicht an Qualität verloren haben, nicht aber dass sie danach sofort verdorben sind.
Bei den meisten Produkten kann man ganz einfach durch die Nutzung seiner Sinne feststellen, ob sie noch genießbar sind: einfach mal daran riechen und probieren, solange es normal schmeckt und riecht, wird es noch gut sein und kann bedenkenlos gegessen werden.
8. Ordnung im Kühlschrank und im Vorrat
Ein ganz wichtiger Punkt, um Lebensmittelmüll zu vermeiden! Denn wenn der Kühlschrank oder der Vorratsschrank chaotisch sind und man gar nicht mehr weiß, was man alles darin hat, vergisst man leicht das ein oder andere und es verdirbt.
Früher hatte ich ständig Unordnung und Chaos in meinen Vorräten und musste regelmäßig viel wegschmeißen, weil mir schlichtweg gar nicht bewusst war, dass es noch da war.
Heute überprüfe ich meine Vorräte regelmäßig (mindestens einmal in der Woche, bei der Essensplanung oder bevor ich den Wocheneinkauf mache). Dabei schaue ich immer, was alles noch da ist und vor allem, was bald aufgebraucht werden muss. Dementsprechend plane ich dann auch das Essen für die Woche, um möglichst viel zu verwerten, bevor es verdirbt.
So vermeidet man es auch, Dinge doppelt und dreifach zu kaufen – es gab Zeiten, da hatte ich 12 Dosen Mais im Schrank, weil ich dauernd neue gekauft habe und nicht mehr an die alten, die hinten im Schrank standen gedacht habe.
Das ist bei Konserven und anderen haltbaren Lebensmittel zwar nicht ganz so tragisch, sorgt aber dafür, dass der Vorratsschrank chaotischer wird, was wiederum den ganzen Teufelskreis in Gang setzt.
9. Reste verwerten
Natürlich ist es nicht immer möglich, nur exakt so viel zu kaufen, wie man benötigt. Vieles bekommt man nur in größeren Packungen und manchmal bleibt eben etwas übrig.
Wenn ihr also Reste habt (ob nun Reste von Mahlzeiten oder von einzelnen Zutaten) solltet ihr euch überlegen, was ihr damit noch machen könnt.
Eine Möglichkeit ist es, Dinge einzufrieren. Wenn ich beispielweise zu viel Suppe gekocht habe, friere ich gerne einzelne Portionen ein, damit ich an stressigen Tagen ein schnelles Mittagessen habe.
Einfrieren eignet sich nicht nur für fertige Gerichte, sondern z.B. auch für Gemüsereste! Packt eure Gemüsereste einfach in einen Beutel oder eine Dose ins Gefrierfach und wenn ihr genug Reste gesammelt habt, könnt ihr sie z.B. für eine Gemüsebrühenpaste oder eine Gemüsesuppe verwenden.
Oder ihr nutzt die Reste, die ihr noch im Kühlschrank habt für eine andere Mahlzeit – wenn ich Nudeln vom Mittagessen übrig habe, mache ich daraus abends oft noch ein Essen für die Kinder. Oder ich schnippel Gemüsereste klein, mache einen schnellen Dip dazu und serviere das zum Abendbrot.
Im Internet gibt es noch viel mehr Tipps und Rezepte, um Reste zu verwerten, schaut zum Beispiel mal bei Sophia Hoffmann vorbei, dort findet ihr viele Zero Waste Rezepte!
Gut ist es auch, von vornherein günstig zu planen, um Reste zu vermeiden. Also zum einen nicht zu viel zu kochen (außer man möchte – geplant – etwas für den nächsten Tag übrig haben) und zum anderen die Essensplanung an die gekauften Mengen anzupassen. Das bedeutet, wenn ich zum Beispiel einen großen Sack Kartoffeln kaufe, plane ich für die Woche ein paar Gerichte mit Kartoffeln ein, so dass ich die gesamte Menge verbrauche.
10. Lebensmittel schon im Supermarkt retten
Die Vermeidung von Lebensmittelmüll fängt nicht erst im eigenen Haushalt an, sondern schon beim Einkauf.
Die meisten neigen dazu, nur das hübsche Obst und Gemüse zu kaufen – krumme Möhren, einzelne Bananen oder solche mit braunen Stellen, Äpfel, die Macken haben oder zu klein sind bleiben oft liegen und werden am Ende des Tages weggeschmissen – obwohl sie noch absolut essbar wären!
Um dieses sinnlose Wegwerfen zu verhindern, kann man diese Lebensmittel einfach kaufen – denn mal ganz ehrlich: die krumme Möhre schmeckt auch nicht schlechter als die gerade.
Und wenn ich Bananen kaufe, die ich am selben Tag noch essen möchte, kann ich ruhig die braunen nehmen (die schmecken sogar besser!).
Oft bekommt man diese Dinge sogar günstiger. Genauso ist es mit Lebensmitteln, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen. Auch hier schaue ich immer, dass ich das Produkt nehme, das weniger lange haltbar ist (vorausgesetzt natürlich ich plane es zeitnah zu essen).
Das waren meine 10 Tipps für weniger Lebensmittelmüll. Habt ihr vielleicht noch mehr Tipps? Schreibt sie mir gerne in die Kommentare!
Jürgen meint
Hallo Biene,
ein sehr gut geschriebener Artikel zu/über dieses Thema.
Die Problematik mit dem falschen “Kaufverhalten” liegt zum Beispiel bei mir darin,
dass man meist Einkaufen geht, wenn man auch gerade Hunger hat…
Das Ende vom Lied? Man kauft und kauft…und kauft….
Man kauft natürlich meist viel zu viel – und sehr vieles wird dann eben entsorgt.
Traurig aber wahr.
Zum MHD – deine Ausführung ist zu 100 % richtig!!
Viele Menschen sind wirklich der Überzeugung: MHD erreicht = das Produkt ist tot!!!
Was natürlich totaler Quatsch ist. Ein Joghurt, der immer in der Kühlung war, ist auch nach
2 Wochen über dem MHD im Normalfall noch genießbar.
Ich habe viele Jahre in einem Supermarkt gearbeitet – dabei ist mir eines aufgefallen:
Es sind zu 90 % ältere Menschen, die sich über braune Flecken auf einer Banane oder
dem MHD beschweren – kein Vorurteil, sondern eine Tatsache!
Einen Tipp habe ich auch noch:
Viele Menschen sollten mal darüber nachdenken, wie gut es uns im gegensatz zu
vielen anderen Menschen auf dieser Welt eigentlich geht!
LG
Jürgen
klitzekleinedinge meint
Hallo Jürgen!
Das mit dem hungrig Einkaufen ist auch ein guter Punkt! Und du hast vollkommen recht. Es geht uns hier sehr, sehr gut und das sollte man sich öfter mal vor Augen führen.
Liebe Grüße, Biene