Ich lebe jetzt seit mehr als einem Jahr vegan und eine Frage wird mir immer wieder gestellt:
Ernährst du deine Kinder eigentlich auch vegan?
Und weil diese Frage so oft kommt, schreibe ich heute mal etwas darüber.
Die Antwort ist: nein. Allerdings hat das nichts damit zu tun, dass ich eine vegane Ernährung für Kinder ungeeignet fände oder das aus irgendwelchen anderen Gründen nicht möchte; ich habe mich in den letzten Jahren sehr viel mit diesem Thema beschäftigt (und mache unter anderem gerade einen Fernlehrgang zur Ernährungsberaterin) und bin davon überzeugt, dass eine pflanzenbasierte Ernährung auch für Kinder gut und gesund sein kann.
Als ich angefangen habe, meine Ernährung umzustellen waren die Prinzessinnen 2 und 5 Jahre alt. Beide haben dementsprechend schon eine ganze Weile am Familientisch mitgegessen und ihre ganz persönlichen Vorlieben entwickelt, was Essen angeht.
Da hätte ich es als sehr bevormundend empfunden, ihnen plötzlich einige ihrer Lieblingspeisen zu verbieten.
Dazu kommt, dass es in unserer KiTa zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist, ein veganes Mittagessen zu bestellen. Da meine Kinder aber im Kindergarten essen, wäre das ein Problem.
Genauso wenn sie bei Freunden/Freundinnen zu Besuch sind oder zu Kindergeburtstagen eingeladen sind. Natürlich wäre alles machbar – Ich könnte den Kindern Essen in die KiTa mitgeben und auch die Situationen mit Freund*innen und woanders könnten irgendwie gelöst werden – aber das würde zu diesem Zeitpunkt auch eine gewisse Ausgrenzung der Kinder bedeuten und das möchte ich nicht.
Das sehe ich ja schon bei mir selbst: Immer wenn ich irgendwo anders als zu Hause etwas essen möchte, muss ich das vorher genau planen, zumindest in den meisten Fällen.
Wenn ich irgendwo eingeladen bin, muss ich mich als Veganer „outen“ und hoffen, dass es dort etwas zu Essen für mich gibt oder gegebenenfalls selbst etwas mitbringen; wenn ich Essen gehen will, gucke ich vorher ob es dort vegane Gerichte gibt; manchmal gibt es nichts, dann esse ich eben nichts.
Für mich ist das kein Problem. Mittlerweile wissen die meisten Leute, mit denen ich zutun habe, was ich esse und was nicht und die meisten nehmen nicht nur Rücksicht, sondern überraschen mich regelmäßig mit richtig tollen Sachen, wenn ich zu Besuch komme <3
Beim Essen gehen finde ich meistens etwas passendes (zur Not gibt es halt Pommes und Salat!) und es ist mir auch nicht mehr unangenehm, nachzufragen.
Schließlich mache ich das alles ja aus freien Stücken.
Und genau da liegt der Hund für mich begraben: Die Entscheidung, mich rein pflanzlich zu ernähren, habe ich selbst getroffen; ich stehe zu 100 Prozent dahinter und deshalb fällt es mir auch nicht schwer.
Meinen Kindern jetzt vorzuschreiben, das auch so zu machen halte ich für falsch und ich glaube auch nicht, dass das besonders gut funktionieren würde.
Das wäre für mich dann ungefähr so, als wenn ich meinen Kindern komplett verbieten würde Süßigkeiten zu essen – und dann gehen sie zu Freunden und essen Gummibärchen bis ihnen schlecht wird. Das halte ich für keine gute Lösung.
Natürlich lege ich wert darauf, dass meine Kinder sich einigermaßen gesund ernähren.
Allein dadurch, dass ich zu Hause (vegan) koche, beeinflusse ich das ja schon sehr.
Größtenteils essen die Kinder hier zu Hause auch vegan, einfach weil wenig tierische Produkte bei uns vorhanden sind und sie eben mitessen.
Milch gibt es hier so gut wie nie, die Kinder essen ihr Müsli und trinken ihren Kakao mittlerweile gerne mit Hafermilch. Wenn sie dann aber mal Käse oder Wurst auf dem Brot haben wollen, dürfen sie das auch.
Im Kindergarten haben beide bisher das „normale“ Mittagessen bekommen (also auch mit Fleisch), weil sie das so wollten.
Aber logischerweise spreche ich auch mit den Kindern bzw. sie fragen nach, warum ich manche Sachen nicht esse; so kam es in letzter Zeit vor allem mit der Prinzessin, die ja schon 6 ist, zu einigen interessanten Gesprächen.
Die Kinder wissen, wo das Fleisch für Wurst und Co. herkommt – also das das mal ein Schwein, eine Kuh, ein Huhn, etc. war.
Ich sehe zwar davon ab, in irgendeiner Weise genauer auf das Schlachten der Tiere einzugehen (dafür sind die beiden meiner Ansicht nach noch zu klein und ich will sie sicher nicht traumatisieren), aber sie wissen eben schon, dass das jeweilige Tier sterben musste, damit wir jetzt ein Schnitzel oder eine Scheibe Salami haben.
Die Prinzessin hat in den letzten Monaten immer mal wieder geäußert, dass sie kein Fleisch mehr essen und soweit es geht auch keine Kuhmilch mehr zu sich nehmen möchte.
Erst waren das immer nur Momentaufnahmen und sobald sie dann Lust auf ein Leberwurstbrot hatte, war der Vorsatz vergessen.
Jetzt kam dieser Wunsch von ihr aber immer öfter und nachdem sie kürzlich tatsächlich auf die ihr von Oma angebotenen Fischstäbchen zugunsten von einem Sojaschnitzel verzichtet hat, haben wir für sie nun auch (erstmal testweise) das vegetarische Menü im Kindergarten bestellt.
Natürlich freue ich mich darüber sehr und unterstütze diese Entscheidung so gut ich kann – eben weil es ihre eigene Entscheidung war.
Sollte sie irgendwann entscheiden, ganz vegan zu werden, unterstütze ich auch das; genau so okay ist es aber für mich, wenn sie beim Vegetarismus bleibt.
Die Mini-Prinzessin isst bisher noch alles und möchte daran auch gerade nichts ändern. Das ist okay. Sie ist ja auch noch keine 4 Jahre alt und hat noch viel Zeit, ihren Weg zu finden. Genauso wie ihre große Schwester.
Wie sie sich dann später ernähren (oder einkaufen, oder der Umwelt gegenüber verhalten, etc.) müssen sie selbst entscheiden.
Ich kann nur mit gutem Beispiel voran gehen, meine Kinder informieren und erklären, worum es geht. Und dann hoffen, dass sie gute Entscheidungen treffen.
Wie seht ihr das?
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Frau Katze meint
Super Einstellung! 🙂
klitzekleinedinge meint
Danke! 🙂